[nochmal als Text, das automatische Posting ist schiefgegangen]
OpenChaos Juni: TRIZ
Triz ist ein russisches Akronym und steht für "Teorija Reschenija
Isobretatjelskich Zadatch", übersetzt etwa: "Theorie zur Lösung
erfinderischer Probleme".
Beobachtet man eine handvoll Werbe-Kreativlingen, wie sie krass spontan in
einer locker-fröhlichen Meeting-Runde ihre Gehirnergüsse wild
durcheinanderschütten, so nennt man eine solche Veranstaltung
"Brainstorming". (Böse Zungen zweifeln jedoch an der Wirksamkeit solcher
spontan-lockeren Kreativmeetings. Aber bitte nicht weitersagen!). Was TRIZ
mit Brainstorming gemeinsam hat, ist lediglich der Oberbegriff:
"Kreativtechnik", also eine Technik, um dem kreativem Genius in uns allen in
den Hintern zu treten, dass er viele weltneue und ruhmreiche Ideen
ausspucken möge. Im schier unüberschaubarem Feld existierender
Kreativtechniken dürfte TRIZ jedoch das genaue Gegenteil von Brainstorming
sein: Streng systematisch, auf der Basis wissenschaftlich-methodischer
Analysen und mit der präzisen Zielformulierung eines Widerspruchs als IER
(Ideales End-Resultat). So ist TRIZ die adäquate Methode zum Lösen
technischer Probleme für Wissenschaftler, Ingenieure, Informatiker, etc.,
kann aber grundsätzlich auch auf anderen Gebieten angewandt werden.
Die TRIZ-Methode ist jedoch von vielen erfinderischen Geistern noch bis
heute unentdeckt geblieben, wohl weil sie dem realexistierendem Sozialismus
entstammt. "Warum zuvor rund 30 Jahre lang kein Westler in Ost-Berlin oder
Karl-Marx-Stadt anfragte, wie man mit System erfindet? Weil der Sozialismus
doof war. Dachte man...Man hatte seine eigenen Kreativitätstechniken, man
schnippte zum Beispiel mit den Fingern und rief Tschaka!" Genrich
Saulowitsch Altschuller, geb. 15. Oktober 1926 in Taschkent, Usbekistan war
ein russischer Ingenieur und Wissenschaftler. Als Sekretär im Patentamt
entwickelte er eine Reihe allgemeiner Prinzipien aus der Analyse von 4000
Patenten, die bei der Erzeugung erfinderischer Ideen behilflich sind und
eine systematische Methode ARIZ (Algorithmus zur Lösung erfinderischer
Probleme) zur systematischen Vorgehensweise beim Erfindungsprozess. Das
heute noch gebräuchliche ARIZ 77 besteht aus einer Liste von über 80
Schritt-für-Schritt-Prozeduren.
"...Wie diese Methodik nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs in den Westen
kam, ist laut Pavel Livotov ("Trisolver" Group, TRIZ-Software) teilweise
eine "dunkle Geschichte", die für viel böses Blut in der Szene sorgte. Denn
Altschuller hatte seine Lehre von vornherein für jeden offen und kostenlos
zugänglich gestaltet, so der Consultant: "Das war eine rein sozialistische
Entwicklung. Nirgendwo sonst auf der Welt würden Leute dafür kostenlos so
viel Arbeitszeit investieren." Doch nach dem Untergang der UdSSR änderten
sich die Sitten. Das kollektive TRIZ-Wissen war in einem Forschungsinstitut
in Minsk, der heutigen Hauptstadt Weißrusslands, in eine Art
Erfindungs-Datenbank transferiert worden. Das Software-Tool dazu war in
Prolog programmiert. Diese Software mit allen Werkzeugen und Patentdaten
verschleppten einige Projektleiter in die USA - um TRIZ dort zu versilbern.
Von 1990 an feierte die sozialistische Methode im Kapitalismus fröhlich
Auferstehung, teils unter dem runderneuerten Namen TIPS, der amerikanischen
Abkürzung für genau dasselbe..." (Zitate aus dem Artikel: "Die
Meta-Erfindung",* *Brandeins)
Der Vortrag findet am 29. Juni statt und beginnt um 20:00 Uhr in den
Räumlichkeiten des C4